Tödliche Fehler auf See

Ein erfahrener Segler fällt über Bord und die unerfahrene Crew gerät in Panik. Fehlende Rettungsausrüstung und Kommunikationsprobleme führen zur Tragödie. Dieser wahre Bericht zeigt, wie lebensrettend richtige Vorbereitung sein kann.
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Mann über Bord - Ein Tag, der zum Albtraum wurde

Man über Bord! Der Ruf durchbrach die kalte Novemberluft wie ein Schuss. Ich erstarrte. War das wirklich passiert? Torsten, unser erfahrener Mitsegler, war über Bord gegangen. Panik machte sich breit. Was sollten wir tun? Wir hatten nie wirklich darüber gesprochen, wer was tun sollte, wenn jemand ins Wasser fiel.

Ich versuchte mich zu erinnern, was wir gelernt hatten. Klar – erstmal das Boot wenden. Aber ich sah Torsten nicht mehr. Panik ergriff mich. Doch dann, ein flüchtiger Blick, und da war er – ohne Rettungsweste, kämpfend im eisigen Wasser. „Vielleicht sollten wir ihm eine Rettungsweste zuwerfen“, dachte ich, aber wo waren die gleich nochmal gestaut? Puh, das Wasser musste eiskalt sein, bei nur 4 Grad Außentemperatur. Hat eigentlich schon jemand Hilfe gerufen? Ich wusste nicht einmal, wie man das Funkgerät bedient.

Während ich noch überlegte, drückte mir Jochen einen Bootshaken in die Hand. „Hier, nimm das und versuch ihn zu erreichen, wenn wir nah dran sind.“ Das Boot wendete, und ich stand bereit. Doch Torsten war immer noch zu weit weg. „Warte, ich versuche näher ranzukommen“, rief der Rudergänger.

Die Minuten zogen sich endlos hin. Die Kälte kroch mir unter die Haut. Jochen rannte unter Deck. Außer Atem kam er wenige Minuten wieder an Deck, ich hörte ihn rufen: „Ich erreiche niemanden, es antwortet einfach niemand.“ Wie konnte das sein? Wir waren doch so nah an Fehmarn. Andere Schiffe müssten in der Nähe sein, oder? Und was war mit der Küstenfunkstelle?

Mein Blick kehrte zum Wasser zurück – wo war Torsten? Ich hatte ihn aus den Augen verloren. Panik ergriff mich erneut. Mit seiner schwarzen Regenjacke ist er kaum zu sehen. War er untergegangen? Verzweifelt suchte ich das Wasser ab. Ah, da ist er! Hoffnung und Erleichterung keimten auf. Das Manöver war diesmal besser. Wir waren näher dran. Skipper Hannes warf eine Leine, und Torsten bekam sie zu fassen. Es schien zu klappen. Doch dann bemerkte ich das Problem: Wir machten zu viel Fahrt. „Wir sind zu schnell“, rief ich. Der Skipper schrie zurück: „Der Haken, greif ihn mit dem Haken!“ Ich versuchte es, aber der Haken glitt an der Regenjacke ab. Immer wieder versuchte ich es, vergeblich.

Die Hoffnung erlosch schlagartig, als Torsten die Leine wieder losließ. Wir standen wieder am Anfang. „Wir kriegen das hin, ich fahr nochmal näher ran“, rief der Rudergänger. Doch der Schock saß tief. Dann sah ich es erst. Torsten trieb reglos im Wasser, der Kopf nach unten, die Arme ausgebreitet. Keine Bewegung. Ich fühlte mich wie gelähmt. Das konnte nicht wahr sein. Bitte, lass es nicht wahr sein.

Ob es vier oder fünf Versuche waren, kann ich nicht mehr sagen. Keiner war erfolgreich. Wir verloren Torsten aus den Augen. Vielleicht war er untergegangen? Wir sahen nur noch seine Pudelmütze und Handschuhe auf der Wasseroberfläche treiben. Von Torsten keine Spur. Wir konnten ihn nicht retten. Nach 40 Min. gaben wir die Suche auf.

Auf dem Weg zurück in den Hafen passierten wir das Polizeiboot Fehmarn. Wo war das eigentlich, als wir am Funk um Hilfe riefen? Jetzt war es zu spät. Torsten war tot.

Wir legten im Hafen an, klarten auf und machten dann den schlimmsten Anruf unseres Lebens. Wir riefen den Notruf an.

Das ist doch Seemansgarn!

Sie glauben, diese Geschichte ist frei erfunden? Fehlanzeige! Das Einzige, was an dieser Geschichte erfunden ist, sind die Namen und die Perspektive, aus der sie erzählt wurde. Diese tragische Geschichte ist leider wahr. Sie basiert auf dem Untersuchungsbericht der Segelyacht Lisa, den Sie hier nachlesen können. Der Bericht ist haarsträubend. Die Fehler, die letztendlich zum Tot des Besatzungsmitglieds geführt haben sind so zahlreich, dass man sie kaum zusammenfassen kann, aber lasst es mich dennoch versuchen:

Ungeübte Crew: Das „Mann-über-Bord“-Manöver wurde weder besprochen noch geübt. Auch nicht mit verschiedenen Rollenverteilungen. 

Keine Rettungswesten: Obwohl der Schiffsführer von starken Winden (bis 6 Bft) wusste, gab er keine Anweisung, die Rettungskragen anzulegen. Während der gesamten Fahrt trug niemand Rettungswesten.

Fehlgeschlagene Rettungsmanöver: Die Rettungsmanöver nach dem Überbordgehen waren nicht erfolgreich. Die Vorsegel und das Großsegel wurden nicht bedient, sodass das Schiff nicht in den Wind gestellt werden konnte. Es wurde kein Manöver über Bb.-Bug versucht, obwohl der Drehkreis bei der rechtsdrehenden Schraube kleiner gewesen wäre.

Unbenutzte Ausrüstung: Die vorhandenen Rettungs- und Seenotmittel an Bord waren nicht ausreichend bzw. gar nicht vorhanden und wurden überhaupt nicht genutzt. Das Zuwerfen von schwimmenden Rettungskörpern, egal ob praktikabel oder nicht, hätte neben der Schwimmhilfe auch eine positive psychologische Wirkung auf den Verunglückten haben können.

Falsche Benutzung des Funkgeräts: Der Notruf wurde auf Kanal 8 statt auf dem Not- und Anrufkanal 16 abgesetzt. Nur Kanal 16 wird rund um die Uhr überwacht. Ein Notruf auf Kanal 8 hat kaum Chancen, gehört zu werden, insbesondere nicht in der Ostsee.

Keine Alarmierung: Es wurde kein DSC, Handy oder Notraketen genutzt, um Hilfe zu holen. Auch an dem Polizeiboot Fehmarn wurde ohne Anzeichen auf einen Notfall vorbeigesegelt. Zitat aus dem Unfallbericht: „Die Ermittlungen der WSP ergaben weiterhin, dass der Schiffsführer unmittelbar nach dem Unfall mehrere Telefongespräche mit seinem Handy geführt hat, ohne die Seenotrettungszentrale zu informieren. Auf Nachfrage habe der Schiffsführer und der Mitsegler Herr B geantwortet, dass sie an das Handy gar nicht mehr gedacht und ansonsten im Notfall die Nummer 110 / 112 gewählt hätten.“

Anruf aus dem Hafen: Der Unfall ereignete sich um 14:10 Uhr, um 14:50 Uhr wurde die Suche von der Yacht eigenständig aufgegeben, sie setzten ihre Reise fort und riefen den Hafenmeister um 15:50 Uhr vom Liegeplatz an. Kein Notruf, keine Rettungsleitstelle, keine Seenotzentrale. Der Hafenmeister informierte die Wasserschutzpolizei.

Suche im dunkeln: Nach dem auch die Rettungsleitstelle See von dem Seenotfall endlich Kenntnis erlangt hat wurde eine großangelegte Suche mit 7 Fahrzeugen gestartet. Durch das nicht alarmieren, kamen die Rettungskräfte allerdings erst im dunkeln und mit einer Verzögerung von ca. 3 Stunden vor Ort an. Bei den Temperaturen im November ein Todesurteil.

Diese Ereignisse zeigen tragisch, dass im Segel- und Yachtsport nicht nur das Über-Bord-Fallen gefährlich ist, sondern vor allem das nicht rechtzeitige Zurückholen an Deck.

Besser vorbereitet rettet Leben – sogar Ihr eigenes

Unfälle wie diese sind tragisch und kommen leider häufiger vor, als man denkt. Doch solche Katastrophen müssen nicht so enden. Mit der richtigen Ausbildung und dem nötigen Wissen können lebensrettende Maßnahmen effektiv umgesetzt werden. Ein SAR-Kurs bei mir bietet Ihnen und Ihrer Crew die Möglichkeit, sich auf alle denkbaren Seenotfälle vorzubereiten.

Aus Fehlern sollte man lernen. Besonders solche, für die andere mit ihrem Leben bitter bezahlt haben. Schützen Sie sich und Ihre Crew, indem Sie die notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse erlangen, um in einer Notlage richtig zu handeln.

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