Mit dem Smartphone auf See – Was muss ich beachten?

Was kann das Smartphone auf See leisten und wie zuverlässig ist es? Heutzutage ist es durchaus möglich und oft auch sehr praktisch, ein Smartphone auf See zu nutzen – sei es zum Navigieren oder zur Kommunikation. Doch es gibt einige wichtige Punkte zu beachten!
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Mit dem Smartphone navigieren

Die fortschreitende Digitalisierung macht auch vor dem Wassersport nicht Halt. Heutzutage ist es durchaus möglich und oft auch sehr praktisch, ein Smartphone auf See zu nutzen – sei es zum Navigieren oder zur Kommunikation. Doch es gibt einige wichtige Punkte, die Segler und Motorbootfahrer beachten sollten, um sicher und gut vorbereitet unterwegs zu sein.

Das Navigieren mit dem Smartphone bietet zahlreiche Vorteile. Es gibt viele verschiedene Boating-Apps, die den Nutzer bei der Navigation auf See unterstützen. Doch hierbei gilt es, einige wichtige Aspekte zu beachten:

1. Keine Freeware nutzen: Es ist entscheidend, in qualitativ hochwertige Karten zu investieren. Kostenlose Apps bieten oft veraltete oder ungenaue Karten, die zu gefährlichen Situationen führen können. Durch den Kauf entsprechender Karten bei anerkannten Anbietern kann sichergestellt werden, dass die Karten stets auf dem aktuellen Stand sind.

2. Akkukapazität: Die GPS-Funktion eines Smartphones ist ein wahrer Stromfresser. Es ist daher wichtig, die Akkulaufzeit im Blick zu behalten und stets eine Möglichkeit zum Aufladen des Handys an Bord zu haben. Eine Powerbank oder ein Solarladegerät kann hier Abhilfe schaffen und im Notfall lebensrettend sein.

Genauigkeit des GPS: Smartphones vs. mobile GPS-Empfänger

Die Genauigkeit des GPS kann je nach Gerät stark variieren, und es gibt deutliche Unterschiede zwischen der Leistung von Smartphones und dedizierten GPS-Empfängern. Hier sind die wichtigsten Punkte:

Apple-Geräte:

GPS-Genauigkeit: Neuere iPhone-Modelle bieten eine hohe GPS-Genauigkeit, die oft bei etwa 5 Metern liegt. Dies wird durch die Nutzung hochwertiger GPS-Chips, zusätzlicher Sensoren wie Beschleunigungsmesser und Gyroskopen sowie der Unterstützung mehrerer Satellitensysteme (GPS, GLONASS, Galileo) erreicht​.

Aktualisierungsrate: Die meisten iPhones aktualisieren ihre GPS-Position einmal pro Sekunde (1 Hz), was für die meisten Navigations- und Tracking-Anwendungen ausreichend ist​.

Android-Geräte:

GPS-Genauigkeit: Die Genauigkeit von Android-Geräten variiert stark, da Android auf einer Vielzahl von Geräten unterschiedlicher Preisklassen läuft. Hochwertige Android-Geräte bieten eine ähnliche Genauigkeit wie iPhones, während günstigere Modelle oft weniger präzise sind​.

Aktualisierungsrate: Viele Android-Smartphones aktualisieren ihre GPS-Daten ebenfalls einmal pro Sekunde (1 Hz). Einige High-End-Modelle und spezielle Apps können möglicherweise eine höhere Aktualisierungsrate unterstützen​.

Mobile GPS-Empfänger:

GPS-Genauigkeit: Mobile GPS-Empfänger wie zum Beispiel der Garmin GLO 2 (es gibt natürlich auch andere Geräte) bieten in der Regel eine höhere Genauigkeit als Smartphones, oft weniger als 3 Meter. Diese Geräte nutzen zusätzliche Signalkorrekturen und haben stärkere Antennen​.

Aktualisierungsrate: Dedizierte GPS-Geräte können die Position bis zu zehn Mal pro Sekunde (10 Hz) aktualisieren. Diese höhere Frequenz führt zu einer genaueren und schnelleren Positionsverfolgung, besonders bei Aktivitäten mit hoher Geschwindigkeit oder schnellen Richtungsänderungen​.

Das Smartphone als einziges Kommunikationsmittel an Bord

Ein weiteres wichtiges Thema ist die Nutzung des Smartphones als Kommunikationsmittel. Die Abdeckung des Mobilfunknetzes auf See kann stark variieren, insbesondere in Deutschland. Bereits nach einer nautischen Meile kann es vorkommen, dass kein Handyempfang mehr möglich ist. Wenn das Smartphone die einzige Möglichkeit ist, um Hilfe zu rufen, kann dies fatale Folgen haben.

Akkulaufzeit: Wie bereits erwähnt, saugt das GPS viel Strom. Wenn das Handy sowohl zur Navigation als auch zur Kommunikation genutzt wird, kann die Akkulaufzeit schnell zum Problem werden. Ein dramatisches Beispiel hierfür ist der Seenotfall der Segelyacht Silja am 8. Dezember 2022. Der Segler hatte nur noch 3% Akku, um seinen Notruf abzusetzen – eine äußerst knappe Situation.

Schlechte Verbindung: Neben der Akkulaufzeit kann auch die Signalstärke ein Problem darstellen. Im Notfall kann eine schlechte Verbindung die Kommunikation erheblich erschweren. Im Fall der Segelyacht Silja musste der Rettungsdienst die Nachricht mehrfach anhören, um die Informationen korrekt zu verstehen und die Rettungsmittel alarmieren zu können.

Weitere Aspekte

Zusätzlich zu den oben genannten Punkten sollten Sportbootfahrer auch folgende Aspekte berücksichtigen:

  • Wetter-Apps: Nutzen Sie Wetter-Apps, um aktuelle Wetterbedingungen und -vorhersagen im Blick zu behalten. Diese können entscheidend sein, um sicher zu navigieren und Gefahren zu vermeiden.
  • Notfallkontakte: Speichern Sie wichtige Notfallkontakte direkt im Handy. Googlen ist auf See meistens nicht mehr möglich und kostet im Seenotfall zu viel Zeit.
  • Wasserschutz: Achten Sie darauf, dass Ihr Smartphone wasserdicht ist oder verwenden Sie wasserdichte Hüllen, um das Gerät vor Schäden zu schützen.

Alternative Alarmierungsmethoden an Bord

Es ist nicht empfehlenswert, ein Handy als einzige Alarmierungsmethode an Bord zu verwenden. Eine Redundanz in den Alarmierungsmöglichkeiten ist von entscheidender Bedeutung für die Sicherheit auf See. Hier sind einige alternative Methoden, die zusätzlich zum Handy eingesetzt werden könnten:

Funkgerät: Ein UKW-Funkgerät ermöglicht die Kommunikation mit anderen Schiffen und Küstenwachen. Besonders wichtig ist die Nutzung von DSC (Digital Selective Calling), das eine automatische Übertragung von Notrufen und Positionsdaten ermöglicht.

EPIRB: Ein Emergency Position Indicating Radio Beacon sendet im Notfall ein Signal an Satelliten, das die Position des Schiffes übermittelt und eine schnelle Rettung ermöglicht.

Pyrotechnik: Signalraketen und Handfackeln können genutzt werden, um visuell auf einen Seenotfall aufmerksam zu machen.

Persönliche Rettungssender: Personen können persönliche Rettungssender (PLBs) oder AIS-SARTs tragen, die im Notfall ein Notsignal senden. Dies erhöht die Chancen, schnell gefunden und gerettet zu werden, besonders wenn man über Bord geht.

Es ist wichtig, dass nicht nur das Boot über verschiedene Alarmierungsmethoden verfügt, sondern auch die Crewmitglieder individuell ausgestattet sind. Diese Maßnahmen gewährleisten eine höhere Sicherheit und erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Rettung im Notfall.

Mit dem Smartphone auf See Fazit

Ein Smartphone auf See zu nutzen, bietet zahlreiche Vorteile, ist jedoch mit bestimmten Risiken verbunden. Die Genauigkeit des GPS in aktuellen High-End-Smartphones ist für viele Anwendungen ausreichend, jedoch sind dedizierte GPS-Empfänger oft zuverlässiger und präziser. Wichtige Punkte wie die Akkulaufzeit und die oft begrenzte Netzabdeckung sollten nicht unterschätzt werden. Ein kritischer Aspekt ist, dass ein Handy niemals als einziges Alarmierungsmittel an Bord dienen sollte. Redundante Systeme wie Funkgeräte, EPIRBs, pyrotechnische Signalmittel und persönliche Rettungssender bieten zusätzliche Sicherheit und erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer schnellen Rettung im Notfall. Indem Sie in qualitativ hochwertige Ausrüstung investieren und verschiedene Alarmierungsmethoden an Bord und bei den Crewmitgliedern vorhalten, können Sie Ihre Sicherheit auf See erheblich erhöhen. Besuchen Sie unseren SAR-Kurs, um mehr über die Sicherheitsmaßnahmen auf See zu erfahren und sich optimal vorzubereiten.

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