Auch Motorschäden können lebensbedrohlich sein

Der Frühling bringt nicht nur Sonnenschein und milde Brisen, sondern leider auch die höchste Rate an Motorschäden auf dem Wasser. Aber was macht sie so gefährlich?
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Die Tücken des Winterschlafs

Während des Winters stehen Boote monatelang ungenutzt. Es ist kalt, die Sonne lässt sich kaum blicken, und generell lädt das Wetter im Winter eher dazu ein, eine heiße Tasse Tee vor dem Kamin zu trinken, statt bei Wind und Regen auf der Nord- oder Ostsee am Ruder zu stehen. Das lange ungenutzte Stehen und die niedrigen Temperaturen können zu erheblichen Problemen führen – Problemen, die man nicht direkt sieht, sondern welche sich erst nach der ersten gefahrenen Seemeile offenbaren.

Wie Motorschäden unerwartet eskalieren

Auf der Webseite der Seenotretter kann man gut verfolgen, dass die Temperaturen im Frühjahr steigen und die Motorschäden sich zu häufen beginnen. Eine häufige Ursache ist die nicht ordnungsgemäße Wartung des Motors nach der letzten Saison. Man ist spät dran mit der Einlagerung, der Winter kam doch überraschender als erwartet, und auf einmal muss alles schnell gehen. Bis zum Frühjahr hat man meist vergessen, was gemacht wurde und was nicht, und man testet den Motor einfach beim Saisonstart. Er startet wie eine Eins, noch schnell frischen Diesel in den Tank, und los geht’s!

Und genau da entsteht diese fälschliche Sicherheit. Erfahrungsgemäß geht das Ganze für ein bis zwei Seemeilen gut, bevor der Motor erst ins Stottern gerät und dann gänzlich verstummt, ohne Anzeichen, wieder anspringen zu wollen. Leider ist man bis dahin meist zu weit draußen, als dass man allein wieder in den Hafen kommen könnte.

Die Gefahren eines Motorschadens auf See

Ein Motorschaden kann weit mehr als nur eine Unannehmlichkeit sein, insbesondere wenn er auf offener See auftritt. Die folgenden Punkte verdeutlichen, wie schnell sich eine solche Situation von einem technischen Problem zu einer ernsthaften Bedrohung für die Sicherheit der Besatzung und die Umwelt entwickeln kann:

  1. Wind und Strömung: Wenn dein Boot nicht mehr manövrierfähig ist, wird es zum Spielball von Wind und Strömung. Dies kann dazu führen, dass dein Boot auf Legerwall getrieben wird. Legerwall bezeichnet die Lage eines Schiffs, das leewärts (windabwärts) abgetrieben wird und in Gefahr ist, an der Küste zu stranden oder auf Untiefen aufzulaufen.

  2. Gefahr im Fahrwasser: Tritt der Motorschaden mitten im Fahrwasser auf, besteht eine erhebliche Gefahr. Euer Boot wird manövrierunfähig und kann von größeren Fahrzeugen übergemangelt werden. Dies stellt nicht nur für euch eine lebensbedrohliche Situation dar, sondern auch für die großen Schiffe. Sie müssen möglicherweise ausweichen und gefährden dabei sich selbst sowie ihre Ladung. Das kann so weit eskalieren, dass der gesamte Schiffsverkehr in diesem Bereich aufgrund dieser Gefährdung eingestellt werden muss.

  3. Verlust der Steuerungsfähigkeit: Ohne Motorleistung kann das Steuern des Boots extrem erschwert werden, besonders bei schlechten Wetterbedingungen. Dies kann die Situation schnell verschärfen, besonders wenn schnelle Manöver nötig sind, um Kollisionen oder das Auflaufen auf Hindernisse zu vermeiden.

  4. Begrenzte Rettungsoptionen: Wenn du und deine Begleiter weit vom Ufer entfernt sind, kann die Zeit bis zur Rettung kritisch werden, besonders in schlechten Wetterbedingungen oder bei Nacht. Je länger ihr ungeschützt den Elementen ausgesetzt seid, desto größer ist das Risiko von Unterkühlung oder Erschöpfung. Auch Seekrankeit ist bei Antriebslosigkeit keine seltenheit und trägt erheblich zur Erschöpfung bei. 

  5. Panik und Stress: Ein unerwarteter Motorschaden kann bei dir und deinen Begleitern Panik auslösen, was wiederum zu Fehlentscheidungen führen kann. In einer solchen Situation sind ruhiges und überlegtes Handeln gefragt, doch Stress und Angst können die Entscheidungsfindung beeinträchtigen.

  6. Mangel an Vorbereitung: Viele Bootsführer, vielleicht auch du, sind möglicherweise nicht auf den Umgang mit einem Motorschaden vorbereitet, was die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Selbstrettungsversuchs verringert. Wichtige Sicherheitsausrüstungen wie Notrufsender, Rettungsflöße und Signalraketen sollten stets einsatzbereit sein, werden aber oft vernachlässigt. Es ist ebenfalls entscheidend zu wissen, wie man im Notfall einen Notruf absetzt, um rechtzeitig Hilfe zu erhalten. Mehr dazu erfährst du in meinem Artikel „MAYDAY (Notruf)“, der dich in 10 Schritten durch das Absetzen eines Notrufs leitet.

Die Sicherheit auf See hängt stark von der Zuverlässigkeit des Bootsmotors ab. Ein umfassendes Verständnis und regelmäßige Wartung sind entscheidend, um das Risiko eines Motorschadens zu minimieren. Doch selbst bei bester Vorbereitung bleibt ein Restrisiko, weshalb Sicherheitsmaßnahmen und Notfallpläne unerlässlich sind.

Dank meiner langjährigen Erfahrung im Bereich der Rettungsleitstelle See / MRCC habe ich gesehen, wie gefährlich Motorschäden wirklich sein können. Wie ihr euch auf alle Notsituationen richtig vorbereiten könnt, erfahrt ihr in meinem SAR-Basic Kurs für Sportbootfahrer

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