Was tun bei Mann Über Bord?
Wenn eine Person über Bord geht, zählt jede Sekunde. Wichtig ist, sofort Alarm zu schlagen, die Person im Blick zu behalten, einen Notruf abzusetzen und gezielt Rettungsmaßnahmen einzuleiten. Wer richtig handelt, kann Leben retten!
- Laut rufen: „Mann über Bord Steuerbord/Backbord!“
- Ausguck benennen: Eine Person hält die treibende Person ständig im Blick.
- Notruf absetzen: Mayday per UKW-Funk oder DSC (Notruf richtig absetzen) an die Rettungsleitstelle See der DGzRS melden.
- Rettungsmittel werfen: Rettungsring oder andere schwimmfähige Gegenstände.
- Position markieren: Werfen Sie einen Rauchtopf über Bord um die Person im Wasser zu markieren. Zusätzlich nutzen Sie die MOB-Funktion auf Ihrem Kartenplotter.
- Boot manövrieren: MOB-Manöver nach Lehrbuch durchführen.
- Ortung sicherstellen: Falls verfügbar, AIS-SART oder Personal Locator Beacon (PLB) nutzen um zu der Person zurückzukehren.
- Bergung vorbereiten: Mit Catch-and-Lift, oder POB-Net um die Person schnellstmöglich wieder an Bord zu holen.
- Erste Hilfe leisten: Unterkühlung vermeiden, Notarzt verständigen (auch über Bremen Rescue möglich).
Person aus dem Augen verloren - was tun?
Das ist ein Alptraum, aber es passiert. In solchen Fällen sind Suchverfahren unerlässlich, um die Person wiederzufinden. Zwei bewährte Methoden, die Sie anwenden können – und die auch von den Seenotrettern genutzt werden – sind die Sektoren-Suche und die Expanding Square-Suche. Beide Verfahren sind besonders effektiv für kleine, wendige Fahrzeuge wie Segel- und Motorboote und bieten eine hohe Wahrscheinlichkeit, die Person wiederzufinden.
Warum habe ich von diesen Manövern noch nichts gehört?
Gute Frage. Tatsächlich waren diese Manöver früher Teil des offiziellen „Handbuch für Suche und Rettung auf See„. Doch statt sie klar und verständlich zu vermitteln, wurden sie oft nur stumpf eins zu eins aus dem Englischen übersetzt – kompliziert, technisch und ohne Rücksicht auf Verständlichkeit. Kein Wunder, dass sie in den neueren Ausgaben von „Sicher auf See“ und „Sicherheit auf dem Wasser“ einfach weggelassen wurden. Die offizielle Begründung? Nicht relevant genug.
Aber hier ist die Wahrheit: Diese Manöver sind nicht schwer zu fahren. Sie brauchen nur eine klare, praxisorientierte Anleitung. Genau das biete ich in meinem SAR-Kurs für Sportbootfahrer an. Lernen Sie, Suchverfahren zu fahren wie die Profis – und seien Sie im Ernstfall nicht nur Zuschauer, sondern Retter.
Mayday absetzen bei Mann über Bord?
Ja, Sie sollten sofort den Mayday über alle Ihnen zur Verfügung stehenden Mittel absetzen! Notruf – Sofort, nicht später! Egal, ob Sie glauben, in der Lage zu sein, die Person selbst zu retten oder nicht, es muss sofort ein Notruf abgesetzt werden. Stellen Sie sich vor, das Manöver dauert 20 Minuten, es klappt alles nicht wie Sie sich das vorstellen, und erst dann rufen Sie um Hilfe. Diese verlorene Zeit kann entscheidend sein, besonders wenn die Person im Wasser unterkühlt.
Beispiel für Mayday Funkspruch "Person über Bord"
Ein MAYDAY-Ruf sollte klar und strukturiert erfolgen. Hier ein Beispiel für Mann über Bord auf Englisch:
Mayday, Mayday, Mayday
this is
Blue Wave, Blue Wave, Blue Wave
Callsign DF1234
MMSI 211123456
Mayday
Blue Wave, Callsign: DF1234, MMSI: 211123456
Position: 54° (degrees) 54, (decimal) 7′ North 008° (degrees) 50, (decimal) 1′ East
One person over board, we require immediate assistance.
We are now 2 Persons on board.
Over
Hinweise:
- Alles was hier steht muss gesprochen werden!
- Zahlen werden einzeln gesagt, damit Missverständnisse und Zahlendreher vermieden werden.
- wenn man kein Rufzeichen und/oder MMSI hat -einfach weglassen.
- Man sollte (wenn die Zeit es erlaubt) auf die Antwort und Rückfragen der Küstenwache warten!
Sie möchten mehr über das Absetzen von Notrufen erfahren?
Dann lesen Sie hier weiter: Wie rufe ich die Seenotretter? – mit praktischen Beispielen für MAYDAY-Funkspruch sowie wertvollen Tipps für den Ernstfall.
Generell gilt bei allen MOB Situationen: Ausguck besetzen und Person im Blick behalten
Ein kritischer Punkt ist das Benennen eines Ausgucks. Diese Person ist ausschließlich dafür verantwortlich, die über Bord gegangene Person im Auge zu behalten und den Kurs ständig zu melden. Es ist leicht, die Person aus den Augen zu verlieren, besonders bei rauem Wetter oder hoher See. Ein fest zugewiesener Ausguck stellt sicher, dass die Person im Wasser nicht aus dem Blickfeld gerät, während andere Crewmitglieder mit dem Manöver beschäftigt sind.
Search and Rescue (SAR) BASIC KURS
SAR Kurs für Ausbilder
Rettungsmittel hinterher werfen
Es ist zu empfehlen an Deck in der nähe des Steurstandes ein Rauchtopf in Griffreichweite zu haben für solche Situationen. Bei den vielen Aktionen die bei einem solchen Manöver stattfinden ist es leicht den Blick auch nur für 1 Sekunde abzuwenden um eine andere Tätigkeit (welche gleichermaßen wichtig ist) durchzuführen und dabei die Person zu verlieren. Damit man die Orientierung schnell wiederfindet bietet sich der Rauchtopf an.
Zusätzlich sollte man auch daran denken, sofort verfügbare Rettungsmittel hinterher zu werfen. Dazu zählen Rettungsringe, Rettungsleinen oder andere schwimmfähige Gegenstände. Diese können der Person helfen, sich über Wasser zu halten, und erleichtern es, die Person später wiederzufinden. Diese Maßnahmen erhöhen nicht nur die Überlebenschancen der Person im Wasser, sondern auch die Effizienz des Rettungsmanövers.
MOB-Taste drücken
Ein oft übersehener, aber äußerst wichtiger Schritt ist das Drücken der MOB-Taste (Man Overboard) am GPS oder Plotter. Diese Taste markiert sofort die Position des Vorfalls, was besonders hilfreich ist, wenn die Person aus den Augen verloren wird. Während das Boot das Manöver durchführt, kann sich die Position der Person im Wasser schnell ändern. Mit der MOB-Marke auf dem Plotter können Sie stets die ursprüngliche Position als Ausgangspunkt für Ihre Suche oder das Rückmanöver verwenden.
Distress-Taste drücken
Das Drücken der Distress-Taste (Notruftaste) am Funkgerät ist eine der schnellsten und effektivsten Methoden, um sofort Hilfe anzufordern. Mit einem einzigen Knopfdruck wird ein Notsignal (Mayday) ausgesendet, das automatisch die aktuelle Position übermittelt. Dies ist besonders wertvoll, wenn keine Zeit bleibt, um manuell einen Notruf abzusetzen. In den entscheidenden ersten Minuten zählt jede Sekunde, und durch das Drücken der Distress-Taste können Rettungskräfte schneller reagieren.
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Person selbst gerettet, umsonst die Seenotretter gerufen?
Selbst wenn Sie die Person letztlich doch selbst retten, wird Ihnen niemand einen Vorwurf machen, „umsonst“ einen Seenotkreuzer alarmiert zu haben. Lieber einmal zu viel alarmieren als zu wenig – die Seenotretter können immer zurückgerufen werden, aber rückwirkend frühzeitige Hilfe schicken, das geht nicht.
Warum sollte ich eine Rettungsweste tragen?
Eine erfolgreiche Suche setzt voraus, dass die Person oben schwimmt. Wenn die Suche länger dauert, besteht die Gefahr, dass der Person die Kräfte ausgehen. Deshalb ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Person eine Rettungsweste trägt. Diese hält sie über Wasser, auch wenn sie selbst nicht mehr dazu in der Lage ist, und erhöht die Überlebenschancen erheblich.
Fazit
Ein „Mann über Bord“-Manöver ist nur der Anfang. Was aber, wenn die Person aus dem Sichtfeld verschwindet? Genau das besprechen wir in meinem SAR-Kurs für Sportbootfahrer an. Statt nur die Basics zu kennen, lernen Sie, Suchmanöver zu fahren, die speziell für Sportboote entwickelt wurden. Manöver, die den Unterschied machen, wenn es darauf ankommt. Vergessen Sie das altbekannte „Zurück zum Start“ – mit den richtigen Techniken können Sie effektiv suchen und retten, auch wenn es brenzlig wird. Buchen Sie den Kurs und seien Sie mehr als nur vorbereitet: Seien Sie derjenige, der wirklich helfen kann.